.

Dino-308-mit-Logo.jpg

Die Geschichte

Ferrari Dino 308GT4

Spätestens Anfang 1970 musste Ferrari über einen Nachfolger des DINO 246 nachdenken, nachdem Lamborghini den 2,5L V-8 Urraco 2+2 präsentiert hatte. Auch Maserati hatte mit dem V-6 Merak einen 2+2 und der Porsche 911 war ebenfalls von Anfang an ein 2+2. Auf Druck von Fiat durfte man dieses Segment nicht der Konkurrenz überlassen. Es wurde beschlossen, einen 2+2 als Nachfolger der DINO Baureihe zu entwickeln. Nicht ganz überraschend wurde Bertone mit dem Entwurf des neuen DINO beauftragt. Die Zeit drängte und Bertone hatte Erfahrungen mit dem Urraco gesammelt.

Mit dem Entwurf wurde der begnadete Designer Marcello Gandini beauftragt. Gandini hatte Ikonen wie den Lamborghini Miura, Espada und Countach, den Lancia Stratos und eben den Urraco gezeichnet. Er kannte also die schwierige Aufgabe vier Personen mit Gepäck in einem kompakten, nicht zu schweren Sportwagen unterzubringen. Er entschied sich auch hier für ein Mittelmotorkonzept mit vor der Hinterachse quer eingebauter, kompakter Antriebseinheit. Dies ermöglichte auf einer Länge von nur 4,3m vier Passagiere unterzubringen, inklusive einen überraschend grossen Kofferraum hinten. Heraus kam ein zeitgemässes, leicht keilförmiges Design, welches unter anderem an den hinteren Seitenfenstern sofort als Gandini Design zu erkennen ist. Die Chassis-Konstruktion besteht, ähnlich wie beim 246, aus einem Gitterrohrrahmen mit drei ovalen Längsrohren. Auch das Fahrwerk wurde mit kleinen Änderungen vom 246 übernommen. Die von Scaglietti gebaute Karosserie ist aus Stahlblech, die Hauben aus Alu. Als Motor wurde erstmals in einem Serien-Ferrari ein 3L V-8 verbaut, was den gewünschten Leistungsvorteil gegenüber der Konkurrenz mit durchwegs 2,5L Motoren brachte. Wie beim 246 ist der Motor mit dem Getriebe zu einer Einheit verblockt.

Produktion

Nach drei internen Prototypen wurde der DINO 308GT4 in dieser Form 1973 am Autosalon Paris vorgestellt. Die Serienproduktion startete mit der Chassis Nr. 07202. Die erste Serie von 1332 Fahrzeugen wurde als DINO 308GT4 verkauft und durfte kein Ferrari Emblem tragen. Die zweite Serie, ab Chassis 12180, durfte dann vorne das Ferrari Emblem und hinten rechts das Cavallino tragen. Die zweite Serie unterscheidet sich ausserdem durch die neu innerhalb der Kühleröffnung angebrachten Nebellampen, je nach Land hinter oder neben dem Kühlergrill, später auch durch die mattschwarzen Kunststoff Stosstangen. Innen fallen die geänderte Abdeckung des Handschuhfachs, die Abdeckung für die nun unter dem Handschuhfach platzierten Sicherungen sowie die zusätzlichen Austrittsöffnungen unter dem Armaturenbrett für die verbesserte Klimaanlage auf. Motorseitig wurden die zwei Zündverteiler durch einen Zündverteiler auf der vorderen Zylinderbank ersetzt. Kleinere Änderungen wurden auch innerhalb der Serien vorgenommen. Wie immer bei Ferrari ist der Übergang von Serie 1 zu Serie 2 nicht genau definiert. Es existieren Fahrzeuge bei denen im Werk die Chassisnummer sichtbar von F106AL auf F106AL/A geändert wurde, z.Bsp die Nr. 12496. 1980 wurde der letzte 308GT4 mit Chassis Nr. 15604 ausgeliefert. Insgesamt wurden 2826 Stück gebaut.

Trotz unterschiedlichen PS Angaben unterscheiden sich die Fahrleistungen der 1. und 2. Serie praktisch nicht, auch wenn das immer wieder gesagt wird, die Exemplar-Streuungen sind da grösser.

Anders bei den USA Ausführungen, welche mit Kat und Lufteinblasung noch offiziell 205 PS haben und 140kg schwerer sind. Beschleunigung laut Road&Track in 7,8s von 0-60MPH. Äusserlich sind diese Fahrzeuge an den vorgesetzten, um die Ecken reichenden Stosstangen und den rechteckigen Seitenblinkern vorne und hinten erkennbar.

Rennsport

308GT4 wurden nur vereinzelt offiziell in Wettbewerben eingesetzt. Am bekanntesten ist der für Le-Mans gebaute 308GT4/LM N.A.R.T. Das Fahrzeug musste wegen Unstimmigkeiten im Reglement in der Prototypenklasse starten. Trotzdem qualifizierte sich der Dino auf Platz 38, fiel dann aber im Rennen leider wegen einem banalen Schaltstangendefekt aus. Der DINO (Chassis 08020) wurde 2012 von RM für $ 904‘334 verkauft.

Aktuell

Die Meinungen über die Form des 308GT4 waren immer geteilt. Heute sieht man das etwas anders, denn der Gandini Dino ist ein typischer Zeuge jener Zeit. Ganz anders tönte es bei den Fahrtests. Da waren die Tester einhellig begeistert. Hier das Statement von auto motor sport im Test 1974: "An Technischer Funktionalität und echtem Fahrvergnügen nur schwerlich zu übertreffen, bietet der Dino bei einem gewissen Understatement genügend Exklusivität um reale Verkaufschancen zu haben".

Langsam wird erkannt, dass der 308GT4 eine geniale Konstruktion und massiv unterbewertet ist. Der Nachfolger Mondial 8 ist mehr auf Komfort ausgerichtet. Mit 225PS und rund 150kg Mehrgewicht erreicht er nie die Fahrleistungen und Handlichkeit des 308GT4. Natürlich wurde nachgerüstet und der Mondial 3.4T war dann wieder konkurrenzfähig.

Viele 208/308GT4 haben nicht überlebt oder wurden als Ersatzteilspender für die 308GTB missbraucht. Die angebotenen 308GT4 werden immer seltener, sind vielfach in schlechtem, nicht originalem Zustand und werden trotzdem immer teurer.